Veröffentlichung im Rahmen des Tryptichon-Spielfilms "Sintflut" von Detlef Heusinger:

 

 

>andromeda< eine /annäherung/



Schlafen immer nur schlafen und wenn man aufwacht sich selbst wieder in den Schlaf sprechen und summen nur noch schlafen

Etwas kommt näher. Schritte, denke ich, endlich Schritte, wie soll das möglich sein, es ist doch nur Wasser um mich. Und dann höre ich etwas, etwas Klirrendes, wo doch nichts gefroren ist. Ich öffne die Augen nicht. Und denke, lieber das Ende sehen, als noch länger darauf warten müssen. Und diese Angst zu haben, nicht zu wissen wohin.


Wasser. Tagelang nichts als Wasser.
Dass Warten so still ist.
Alles war ein Flüstern, ein Ansatz von Stimmen, die alle nicht nah genug gekommen sind.
Ich hab dich immer kommen hören. Und schon gewusst wie ich überrascht sein werde. Und mein Lachen die vertrockneten Lippen aufsprengen, dass sie bluten und weinen für dich.

(alles bleibt gleich) schon seit Tagen verändert sich nichts.
Ich kann das Wasser nicht mehr sehen, sehen, dass es nirgendwo aufhört, irgendwo verschwindet, wo ich es nicht mehr begrenzen kann. Ich aber will die Richtung sehen, aus welcher jemand kommt, zu mir kommt, von wo man kommen könnte, hab ich noch immer nicht aufgehört, daran zu glauben, dass jemand kommt?

Schweißperlen auf dem Hals versickern langsam, und werden weggewischt, nein weggeküßt, nein wachgerieben. Ich spüre keinen Unterschied mehr.

Und dann weiß ich wieder, wie das ist: glücklich zu sein Im Ungewissen. Wenn man sich dreht, so lange dreht, bis man nichts mehr erkennt, nur noch hört, wie andere lachen, und man zögert und beginnt auch zu lachen, bis man sich selbst hört, lauter als alle anderen.

Leben. Wollen.


Und ich erinnere mich, ja, alles vergessen wollen, und nichts vergessen können.
Ich werde nicht mehr beginnen, mich zu empfinden. Ich werde überhaupt nicht mehr sein. Ich werde mit keinem Wort mehr benennen können, was ich bin.

Und wenn dann doch einer kommt? Der mich lebendig nennen will?
Und berührt. Und menschlich werden lässt.


Wenn ich in Träume falle, stößt das Wasser gegen meine Beine und weckt mich.

Es ist laut hier. Und Laute, Geräusche brechen auf im Regen, mehrmals täglich.
Manchmal überzieht ein Wind meine Haut, dann friere ich leicht. Und ich weiß nicht, dann denke ich an Vögel, den Himmel, irgend etwas, das nichts mit mir zu tun hat.
Ich habe noch zu viel Angst davor, nichts zu wissen. Und Schritte zu tun in Unbekanntes. Wo bleibt mein Mut?

Ich möchte nur wissen, ob sich das einlöst, oder auflöst, dieses Warten, auf jemanden, der mich findet, ich will nichts Heldenhaftes, nein, nur dass es aufhört, diese Stille, dass ich so hoffnungsvoll bin.
Die Wünsche werden eigenartig mit der Zeit. Und diejenigen, die hoffen, dürfen nie zugeben, dass sie hoffen, da ihnen das sonst abgenommen wird.
Sie tragen es fort, wie einen Mantel, den man in ihre Hände entkleidet, und der abgelegt wird, irgendwo außer Reichweite,
sodass man bitten muss, ihn wiederzubekommen, sein eigenes Kleidungsstück wiederzubekommen, wo es doch einem selbst gehört.

Kein Wort mehr. Ich möchte nicht schlucken und den Geschmack in meinem Mund wissen. Wenn meine Finger eingefroren wären, würde ich sie nicht mehr bewegen wollen. Dann lieber nichts mehr empfinden. Als noch einmal diesen Schmerz. Und lieber schlafen und gar nicht wissen, dass man träumt. Gar nicht erst aufwachen und verstehen, dass man nicht bei sich selbst gewesen ist.

Und ich bewundere die, die aufwachen können. Und die Finger bewegen, wenn sie starr gefroren sind. Und dorthin zurückkehren, wo nichts mehr gleich sein wird. Und sich daran gewöhnen können. Und sich eingestehen, dass sie vergessen wollten zu leben.


In mir pocht etwas, es wird klarer, ja, ich glaube, das wird es,
es pocht mehr, langsam, es pocht unaufhörlich.


Suni Löschner Dez 2001

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